Es gibt Momente, in denen selbst eingefleischte Benzinliebhaber kurz innehalten müssen. Einer dieser Momente ist jetzt gekommen. Ferrari, die legendäre Marke aus Maranello, bringt mit dem Ferrari Elettrica ihr erstes vollelektrisches Modell auf die Straße. Und nein, das ist kein futuristischer Traum mehr, sondern Realität. Der italienische Traditionshersteller, bekannt für röhrende V12-Motoren und atemberaubende Kurven, wagt sich in die elektrische Zukunft, aber natürlich auf seine ganz eigene Art.
Schon beim ersten Blick auf die technischen Daten und die Details merkt man: Hier hat niemand einfach nur einen Akku eingebaut und gesagt „passt schon“. Der Ferrari Elettrica ist das Ergebnis von über einem Jahrzehnt Forschung, Leidenschaft und Ingenieurskunst. Es ist ein Auto, das beweist, dass Strom nicht langweilig sein muss. Ganz im Gegenteil, es könnte sein, dass die Zukunft leiser klingt, aber sicher nicht weniger aufregend.
Das italienische Wort „Elettrica“ bedeutet auf Deutsch „elektrisch“.
Im Kontext von Ferrari Elettrica heißt es also sinngemäß „der elektrische Ferrari“ – also Ferraris erstes vollelektrisches Modell.
Der Name betont direkt, dass das Auto mit elektrischem Antrieb fährt und markiert Ferraris Schritt in die Elektromobilität.
Vom Formel-1-Erbe zur elektrischen Revolution
Ferrari hat den Weg zur Elektrifizierung nicht über Nacht gefunden. Schon seit den frühen 2010er-Jahren experimentierten die Ingenieure mit Hybridtechnologien. Erinnerst du dich an den LaFerrari oder den SF90 Stradale? Diese Boliden waren die Vorboten einer neuen Ära. Der Ferrari Elettrica ist nun der krönende Abschluss dieser Entwicklung, der Sprung vom Hybrid zum puren Elektroantrieb.
Das Projekt wurde mit chirurgischer Präzision angegangen. Über 60 eigene Patente flossen in die Entwicklung ein, was zeigt, dass Ferrari hier nicht einfach Technik von der Stange nutzt. Besonders beeindruckend: Das Chassis besteht zu 75 % aus recyceltem Aluminium, wodurch pro Fahrzeug über 6,7 Tonnen CO₂ eingespart werden. Umweltbewusstsein trifft hier also auf Rennsport-DNA, eine Kombination, die man bisher selten gesehen hat.
Design trifft Ingenieurskunst – der Körper des Ferrari Elettrica
Wer Ferrari kennt, weiß: Schönheit und Funktion sind hier unzertrennlich. Das Chassis des Ferrari Elettrica ist extrem kurz gebaut, inspiriert von den legendären Berlinetta-Modellen. Das bedeutet, dass der Fahrer weiter vorne sitzt, näher an der Straße, näher am Geschehen. So entsteht das typische Ferrari-Gefühl, bei dem du fast mit dem Asphalt eins wirst.
Unter dem Boden des ersten elektrischen Ferrari sitzt das Herzstück, die Batterie. Komplett in den Fahrzeugboden integriert, sorgt sie für einen um 80 mm tieferen Schwerpunkt als bei einem herkömmlichen V8-Modell. Das Ergebnis? Ein Fahrverhalten, das präziser ist als ein Skalpell. Kurven, die sonst Herzklopfen verursachen, werden zum Tanz.
Und weil Ferrari keine halben Sachen macht, haben die Ingenieure sogar das Crashverhalten neu erfunden. Die Batterie dient nicht nur als Energiespeicher, sondern auch als strukturelles Element. Sicherheit und Performance in einem Paket, typisch italienisch, mit Stil und Hirnschmalz.
Elektrische Power aus Maranello – die E-Achsen
Der Ferrari Elettrica nutzt zwei Achsen, vorne und hinten, jeweils mit zwei Elektromotoren. Das ergibt nicht nur Allradantrieb, sondern auch präzises Torque Vectoring, also individuelle Drehmomentverteilung pro Rad. Klingt nach Formel 1? Genau daher stammt die Technologie.

Die Werte sind schlicht atemberaubend. Der hintere E-Motor liefert eine Leistung von 620 kW, während die vorderen Aggregate zusammen 210 kW beisteuern. Das ergibt eine Systemleistung, die locker jeden Verbrenner-Ferrari das Fürchten lehrt. Mit einem Drehmoment von bis zu 8000 Nm am Asphalt katapultiert dich der Ferrari Elettrica in eine andere Dimension.
Noch beeindruckender ist, wie leicht und effizient das Ganze umgesetzt wurde. Die Inverter bestehen aus Siliziumkarbid und wiegen nur 9 kg, das ist weniger als ein durchschnittlicher Autoreifen!
Die Batterie des Elettrica – Herz und Rückgrat zugleich
Ferrari hat die Batterie nicht einfach zugekauft, sondern komplett selbst entwickelt. Sie ist ein technisches Meisterwerk, das 195 Wh/kg Energiedichte erreicht, ein Spitzenwert in der Automobilwelt. Mit einer Spannung von rund 800 Volt liefert sie genügend Power, um dich mit einem Druck aufs Gaspedal an die Grenze des Möglichen zu bringen.
Doch die Batterie ist mehr als nur ein Energiespeicher. Sie ist Teil des Chassis, trägt zur Steifigkeit bei und schützt sich selbst. Bei einem Seitenaufprall absorbieren spezielle Zonen die Energie, bevor sie die Zellen erreicht. Klingt nach Formel-1-Technik? Richtig geraten, Ferrari hat hier jedes Gramm genutzt, um Sicherheit, Performance und Gewicht perfekt auszubalancieren.
Und das Beste: Die Batterie ist wartungsfreundlich. Sollte mal etwas sein, lässt sie sich einfach ausbauen oder reparieren. Nachhaltigkeit, aber auf Ferrari-Art, also clever und durchdacht bis ins kleinste Detail. Vielleicht hat die Entwicklung auch deshalb so lange gedauert?

Elektrisierender Klang – kein künstliches Brummen
Viele Hersteller versuchen, ihren Elektroautos künstlich Motorensound einzuhauchen. Ferrari geht hier einen völlig anderen Weg. Der Ferrari Elettrica klingt dennoch irgendwie anders. Echtes Metall, echte Schwingungen, echte Emotion.
Ein spezieller Sensor nimmt die Vibrationen der Antriebskomponenten auf, verstärkt sie und leitet sie ins Cockpit weiter. Das Ergebnis ist kein synthetischer Klang, sondern ein authentisches Geräusch, das perfekt mit dem Fahrverhalten harmoniert. Stell dir das wie eine E-Gitarre vor: Die Saiten sind echt, nur der Verstärker sorgt dafür, dass du jede Nuance hörst. So wird der Klang zum Dialog zwischen Fahrer und Maschine, eine Art Sprache, die nur Ferrari spricht. Ob das ein Ferrari mit Fake-Sound ist?

Der neue Elektro-Ferrari
Ferrari spendiert seinem ersten Elektroauto einen künstlichen Auspuffsound, um das typische Fahrgefühl zu bewahre…
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Aktive Federung – Komfort trifft Präzision
Die elektrische Architektur erlaubt Ferrari eine völlig neue Freiheit beim Fahrwerk. Der Ferrari Elettrica nutzt die dritte Generation der aktiven 48V-Federung. Das System analysiert die Fahrdynamik 200-mal pro Sekunde, schneller, als du blinzeln kannst.
Das Ergebnis? Der Wagen liegt in der Kurve wie ein Panther auf der Lauer, reagiert blitzschnell auf jede Unebenheit und bleibt dabei erstaunlich komfortabel. Ein Ferrari, der über Schlaglöcher gleitet? Ja, du hast richtig gelesen. Und trotzdem bleibt er in der Kurve so präzise wie ein Skalpell.
Die Ingenieure haben sogar den Schwerpunkt der Stoßdämpfer verändert, um Vibrationen besser zu absorbieren. Es ist diese obsessive Liebe zum Detail, die Ferrari zu dem macht, was es ist – Perfektion mit italienischem Temperament.
Fahrmodi und eManettino – Kontrolle mit Gefühl
Wer Ferrari kennt, kennt den Manettino-Schalter am Lenkrad. Doch beim Elettrica gibt’s Zuwachs: das eManettino. Damit regelst du nicht nur, wie sich das Auto anfühlt, sondern auch, wie viel Strom in welcher Weise fließt.
Drei Hauptmodi stehen zur Auswahl: Range, Tour und Performance. Im Range-Modus gleitet der Ferrari Elettrica leise und effizient dahin, ideal für längere Strecken. Im Tour-Modus bekommst du die perfekte Balance zwischen Komfort und Dynamik. Und im Performance-Modus? Nun ja, dann geht’s richtig zur Sache. Hier zeigt der Stromer, dass Ferrari auch ohne V12 den Puls nach oben treiben kann.
Mit den Schaltpaddles am Lenkrad kannst du außerdem das Drehmoment in fünf Stufen regeln. Eine Art „elektrisches Hochschalten“. Jeder Zug am Paddle lässt dich spüren, wie der Schub intensiver wird. Und beim Bremsen? Da simuliert der linke Paddle das klassische Motorbremserlebnis, nur eben elektrisch.
Technische Daten des Ferrari Elettrica
0–100 km/h | 2,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 310 km/h |
Leistung (Boost-Modus) | >1000 cv |
Reichweite | >530 km |
Radstand | 2960 mm |
Gewicht | ca. 2300 kg |
Gewichtsverteilung | 47 % vorne / 53 % hinten |
Vordere E-Achse | Leistung: 210 kW Drehmoment an Rädern: 3500 Nm Drehmoment am Motor: 140 Nm (Performance Launch) Leistungsdichte: 3,23 kW/kg (93 % Effizienz) Motordrehzahl: 30.000 U/min Max. Inverterleistung: >300 kW Gewicht: 65 kg |
Hintere E-Achse | Leistung: 620 kW Drehmoment an Rädern: 8000 Nm Drehmoment am Motor: 355 Nm (Performance Launch) Leistungsdichte: 4,80 kW/kg (93 % Effizienz) Motordrehzahl: 25.500 U/min Max. Inverterleistung: >600 kW Gewicht: 129 kg |
Batterie | Kapazität: 122 kWh Anzahl Zellen: 210 (15 Module mit je 14 Zellen) Gesamte Energiedichte: 195 Wh/kg Zell-Energiedichte: 305 Wh/kg Max. Spannung: 880 V Max. Ladeleistung: 350 kW |
Nachhaltigkeit ohne Kompromisse
Ferrari und Umweltschutz, zwei Begriffe, die man früher selten in einem Satz gehört hat. Doch der Ferrari Elettrica beweist, dass Leidenschaft und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Durch den Einsatz von recyceltem Aluminium, effizienter Fertigung und intelligenter Energienutzung spart jedes Fahrzeug Tonnen an CO₂.
Selbst die Reifen wurden neu entwickelt. Drei verschiedene Hersteller arbeiteten daran, den Rollwiderstand um 15 % zu senken, ohne Einbußen bei Grip oder Sicherheit. Ein Ferrari, der nicht nur schnell, sondern auch umweltbewusst ist? Klingt fast wie ein Widerspruch, ist aber Realität.
Ausblick – der Beginn einer neuen Ära
Der Ferrari Elettrica ist kein einfacher Stromer. Er ist ein Statement. Ein klares Zeichen dafür, dass die Zukunft der Marke nicht im Widerspruch zu ihrer Geschichte steht. Die DNA von Maranello bleibt erhalten, nur das Herz schlägt jetzt elektrisch.
Im Frühjahr 2026 wird Ferrari die Serienversion offiziell präsentieren. Dann dürfen wir endlich auch das Interieur sehen, das laut Insidern eine völlig neue Designrichtung einschlägt. Aber eins steht schon fest: Der Ferrari Elettrica ist mehr als ein Elektroauto. Er ist der Beweis, dass Leidenschaft, Innovation und Nachhaltigkeit sich nicht ausschließen.
Vielleicht klingt die Zukunft leiser. Aber wenn sie so klingt wie der Ferrari Elettrica, dann dürfen wir uns auf eine richtig laute Revolution freuen.
Image Credit / Bildquelle: ferrari.com, youtube.com